Es geht bestimmt vielen Eltern mit besonderen Kindern so wie mir: Die Kindergartenzeit ist eigentlich noch ganz frisch, es läuft alles tipp topp und trotzdem sind wir gedanklich schon beim nächsten großen Schritt unserer Kinder – der Einschulung! Ein rotes Tuch, trotz – oder vielleicht gerade wegen – Inklusion.
In der Theorie finde ich Inklusion großartig! Jeder profitiert, die Starken lernen von den Schwachen und die Schwachen von den Starken. Jeder kümmert sich um jeden und am Ende eines jeden Schuljahres sind alle im Rahmen ihrer persönlichen Möglichkeiten wieder ein wenig schlauer geworden. Traumhaft!
Schaue ich mir die Realität in unserer Region an, frage ich mich, warum die Inklusion im Bildungssystem von der Politik mit der Brechstange durchgeführt werden muss. Es erinnert an unglückliche Umstellung von G9 nach G8. Und letztlich ist es nur ein großes Einsparungsprogramm auf Kosten der Kinder mit und ohne Förderbedarf, den Lehrern und Sonderpädagogen. Warum Förderschulen schließen? Wieso alle Beteiligten überfordern und aus einer so wertvollen Idee etwas machen, dass wegen einer schlechten Umsetzung alle nur frustriert? Warum Sonderpädagogen zu Marionetten machen, die aus Kostengründen nur noch ständig von A nach B geschoben werden? Sie sind es doch, die die wertvolle Erfahrung mit besonderen Kindern und eine entsprechende Ausbildung haben!
Zu Recht kommen bei uns Eltern Zweifel auf welche Schule die beste für unsere Kinder ist. Da uns aber niemand die Entscheidung abnehmen kann und uns theoretisch alle Türen offen stehen, werde ich versuchen hier ein paar Anhaltspunkte zu geben, die uns eine Entscheidung zumindest erleichtern könnten. Die verschiedenen Punkte sind übrigens nicht von mir allein, sie wurden im Rahmen einiger Informations- und Gesprächsabende der Lebenshilfe Aachen zum Thema „Einschulung besonderer Kinder“ von den teilnehmenden Eltern erarbeitet. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Beteiligten, die durch ihre Beiträge und Erfahrungen helfen Licht ins Dunkel zu bringen!
Denken wir nun konkret an den Übergang von KiTa zur Grundschule sollte wir uns ein paar wichtige Eingangsfragen stellen:
- Welche Erwartungen haben wir an die Grundschule?
- Was wollen wir als Eltern?
- Was ist gut für unser Kind?
Bei der letzten Frage ist uns wahrscheinlich allen sehr wichtig, dass unser Kind sich in der Schule wohlfühlt. Schließlich wird es den Großteil des Tages dort verbringen.
Entscheidet man sich für eine Regelgrundschule, gibt es folgende Themen, die vorab mit der Schulleitung besprochen werden sollten:
- Wird ein spezieller Förderplan für mein Kind erstellt? Es wäre z. B. nicht wünschenswert, wenn die 1. Klasse Zahlen und Buchstaben lernt und das Förderkind in dieser Zeit Bilder ausmalt.
- Wird mein Kind genauso betreut wie die Regelkinder? Wie wird die Betreuung in den Pausen, Mittagessen und der OGS geregelt?
- Wie ist der Schulhof abgesichert: offen oder eingezäunt? Wie ist die Pausenaufsicht geregelt? Bei einem Kind mit Weglauftendenz spielt dieser Punkt eine wichtige Rolle.
- Welcher Förderumfang wird durch eine Fachkraft in der Schule geleistet?
- Gibt es eine Inklusionsfachkraft?
- Gibt es eine Ferienbetreuung? Kann mein Kind auch daran teilnehmen?
Wenn diese Fragen für die Eltern zufriedenstellend geklärt werden konnten, dann stehen die Chancen für eine positiv verlaufende Inklusion des Kindes in dieser Regelschule ziemlich gut.
Dennoch denke ich, dass in diesem Bereich noch viel Pionierarbeit sowohl von Eltern als auch von Lehrern geleistet werden muss.
Jede Schulform hat Vor- und Nachteile. Das führt dazu, dass man zweifelt, ob man sich richtig entschieden hat. Wir haben mal versucht eine Aufzählung positiver und negativer Aspekte für die unterschiedlichen Schulformen zu erstellen. Ein Anspruch auf Vollständigkeit besteht nicht.
FÖRDERSCHULE
Vorteile
- kleine Klassen
- sonderpädagogische Ausbildung der Lehrer
- Ganztagsbetreuung/Ferienbetreuung
- Therapien in Schulalltag integriert
- Fahrdienst
- gesichertes Gelände
- Lernen mit Alltagsbezug (z.B. Mathematik beim Einkaufen)
Nachteile
- exklusiv
- Vorbilder könnten fehlen
- Lehrer betriebsblind
- Stigmatisierung
- das Kind wird nicht ausreichend gefordert. Langeweile tritt ein.
- keine Sozialraumorientierung
INKLUSION in einer Regelschule
Vorteile
- größere soziale Herausforderungen
- Vorbilder
- Hausaufgaben
- Sozialraumorientierung
- Chance für die „nicht-behinderten“ Kinder
Nachteile
- selten bis keine Ganztagsbetreuung
- zu große Klassen
- zu wenig Sonderpädagogen und individuelle Förderung
- keine Therapien im Schulalltag
Ich finde nachdem man über die Vor- und Nachteile der beiden Schulformen nachgedacht hat, wird nochmal deutlich wie individuell eine Entscheidung gefällt werden muss. Es bringt mich wieder zurück zu den drei Ausgangsfrage:
- Welche Erwartungen haben wir an die Grundschule?
- Was wollen wir als Eltern?
- Was ist gut für unser Kind?
Jeder entscheidet individuell welche der Vorteile für ihn am meisten Gewicht haben. Anders gesagt, welche der Vorteile tragen dazu bei, dass mein Kind sich wohlfühlt.
Wir haben uns gerade auf den Weg gemacht, Antworten auf diese Fragen zu finden. Das ist nicht einfach und wir werden euch mit Sicherheit an diesem Prozess teilhaben lassen.
Also freut euch auf mehr Blogbeiträge zum Thema Schule.
Hier aber schon mal ein paar Links mit Infos zu Förderschulen und GL Grundschulen in der StädteRegion:
Liste Förderschulen mit ihren Förderschwerpunkten Stadt Aachen und Städteregion
GL* Grundschulen (Link)
(*GL= gemeinsames Lernen, diese Schulen bieten formal Inklusion an, es gibt aber große Unterschiede, welche Erfahrungen die jeweilige Schule mit einer jeweiligen Behinderung eines Kindes hat.)
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