„Beantragen Sie doch einfach mal eine Sprach-Reha für Ihre Tochter!“ – Aha?! Was ist denn das? Sprach-Reha klingt irgendwie komisch…was soll man denn „rehabilitieren“ was vorher noch nicht da war? So meine ersten Gedanken nach diesem Tipp einer Kinderärztin aus der IFF. Aber da ich neugierig war, habe ich das dann auch einfach mal beantragt, Gründe für intensive Sprachförderungsmaßnahmen haben wir ja genug.
Die Beantragung ist natürlich etwas umfangreicher, aber wenn man einmal alles zusammen hat ist der aufwendigste Teil erledigt. Hier eine Zusammenfassung der Formalia:
- Antragsformulare für eine Kinderrehabilitationsmaßnahme bei der Deutschen Rentenversicherung anfordern
- Befürwortung einer Rehamaßnahme durch den Kinderarzt
- Empfehlungsschreiben des Logopäden
Nachdem man alle Unterlagen zusammen hat und das ganze an die DRV geschickt wurde kann es einige Wochen (ca. 2-3 Monate) dauern, bis man den Bescheid über die (hoffentliche) Genehmigung bekommt. Eine stationäre Kinderrehabilitation dauert i. d. R. 4 Wochen, die Reha-Klinik bekommt man mit dem Bewilligungsschreiben mitgeteilt. (Natürlich kann man im Antrag Wünsche angeben, bzw. könnte man auch nach Bewilligung Widerspruch gegen den Ort der Maßnahme einlegen, damit verlängert sich dann aber auch die Bearbeitungsgebühr um weitere X Wochen.)
Wichtig bei Genehmigung ist natürlich, dass explizit auch Unterbringung und Verpflegung der Begleitperson genehmigt werden. Berufstätige Begleitpersonen müssen im Vorfeld bei Ihrem Arbeitgeber unbezahlten Urlaub beantragen und sich von der DRV ein entsprechendes Formular zur Erstattung des Verdienstausfalles zusenden lassen. Ganz wichtig hierbei, dass dieses Formular erst nach Beendigung der Reha vom Arbeitgeber ausgefüllt wird. Die Erstattung kommt also erst nach Beendigung der Reha! Ein finanzieller Puffer ist also mit einzuplanen!
Die zugewiesene Reha-Klinik bekommt die Bewilligung der künftigen Patienten auch von der DRV übermittelt und meldet sich unaufgefordert. Den genauen Zeitraum der Reha bekommt man dennoch relativ spät mitgeteilt, es lohnt sich also (vor allem in Hinblick auf berufliche Planung) öfter mal bei der Klinik nachzuhaken.
Und was passiert jetzt bei so einer „Sprach-Reha“???
Ich konnte mir tatsächlich nicht viel darunter vorstellen und habe ein intensives logopädisches Programm unter Berücksichtigung des Down-Syndroms erwartet. Irgendwie war es dann aber doch ganz anders…nicht unbedingt schlecht aber anders.
Nach Ankunft wurden die Kinder (insgesamt 13) je nach Alter (zwischen 5-7 Jahren) in zwei feste Gruppen eingeteilt und haben ihren Stundenplan für die kommenden Wochen erhalten. Ein regulärer Tag sah in etwa so aus:
- 8:35-9:20 Gestaltungstherapie
- 9:30-10:15 Sprachtherapie
- 10:15-10:35 Bewegungspause
- 10:35-11:20 Grundlegender Unterricht
- 11:30-12:15 Mittagessen
- 14:10-14:55 Konzentrationstraining
- 15:00-15:45 Heilpädagogik
- 15:50-16:20 Einzel Sprachtherapie
Weitere Einheiten bestanden aus Achtsamkeitstraining, Psychomotorik, Physiotherapie, Erlebnispädagogik, Soziales Kompetenztraining und Musik und Bewegung. Alles verteilt auf eine Woche von Montag bis Freitag. Ein interdisziplinäres Programm mit 3x Sprachtherapie in der Gruppe und 2-3x Einzel Sprachtherapie pro Woche. Die Kinder hatten alle kein Down-Syndrom und haben zu 80% gut verständlich gesprochen, hatten aber auf den zweiten Blick doch die ein oder andere Verhaltensauffälligkeit bzw. Besonderheit. Alles in allem würde ich die 4 Wochen als ein gutes Vorschulprogramm bezeichnen. Und geschadet hat es definitiv nicht! Fortschritte sind vorhanden und Spaß hat es unsere Tochter auch gemacht. Es ist ein intensives IFF-Programm, das man in keinen Alltag so reinpressen kann wie es dort in den Wochen möglich ist. Außerdem hilft ja oft schon der „Tapetenwechsel“ damit weitere Synapsen zusammenfinden und Entwicklungsschritte „einfach“ passieren. Gewünscht hätte ich mir aber dennoch ein DS spezifischeres Arbeiten, mehr eingehen auf das was beim eigenen Kind gerade der aktuelle Stand ist und das zu intensivieren woran zuhause in der Logo gerade gearbeitet wird.
Ob sich Aufwand und Nutzen lohnen, kann man nur selbst herausfinden. Es gibt tatsächlich viele Eltern die regelmäßig mit ihrem Kind mit DS eine solche Reha machen. Tatsächlich kann man direkt nach Beendigung der Reha den Antrag für die nächste Kinderrehabilitation stellen. Es bleibt natürlich die Frage nach Vereinbarkeit mit dem Rest der Familie und dem Beruf…grundsätzlich ist es aber möglich und könnte eine gute Ergänzung sein, wenn das Kind z. B. inklusiv beschult wird.
Schreibe einen Kommentar