Für mich persönlich war der Welt-Down-Syndrom-Tag 2018 ein ganz schön aufregender Tag!
Treffen im Aachener Tierpark
Ein paar Wochen im Voraus hatten wir uns mit dem Stammtisch überlegt, ein kleines Familientreffen zu arrangieren. Ein ganz lockeres Treffen im Aachener Tierpark mit anschließendem gemeinsamen Abendessen, zu dem jeder etwas mitbringt. Hierfür gab es im Vorfeld auch nicht viel zu erledigen, ein paar E-Mails, Termin auf Facebook, Termin auf Blog und Homepages eintragen und hoffen, dass alle kommen. Für den Tag haben wir noch ein paar Aufkleber mit unserem Logo produziert, die dann an der Tierparkkasse für alle Besucher zum Mitnehmen auslagen.
Unsere Hoffnung für den Tag, dass sich die verschiedenen Eltern-Kreise, die wir so kannten noch mehr durchmischen. Der Stammtisch aus dem Frankenberger, der aus Brand, die Familien vom Baasem-Wochenende usw. und natürlich, dass wir neue nette Menschen kennenlernen. Und genau so war es – Nur (leider) ohne mich.
Konferenz in Brüssel
Eine Woche vor dem WDST lag eine Einladung zur Konferenz „It´s normal to be different – Let’s talk about Down Syndrom“ von Arne Gericke (MPE) ins europäische Parlament Brüssel in Jaquelines und meinem Postfach. Und jetzt? Das organisierte Familientreffen war uns sehr wichtig, aber diese Gelegenheit zum Austausch in Brüssel sausen lassen? – Nee, die Chance muss man nutzten! Also haben wir versucht es irgendwie hinzubekommen. Letztendlich bin ich in doppelter Rolle und nicht alleine nach Brüssel gefahren und Jaqueline war auf dem Familientreffen in Aachen.
Am Freitag vor dem WDST kam dann die nächste Überraschung: Ich wollte nur verbindlich zusagen und schwups hieß es: „wir planen Sie dann mal mit 20 Minuten Redezeit in das Programm ein.“ „Äh, was soll ICH denn da sagen? Hoffentlich nicht auf Englisch!“ was man in so einem Moment dann halt so denkt, ablehnen kam natürlich nicht in Frage. Und mal wieder muss ich sagen, es ist toll euch alle zu haben: eure Antworten auf mein Posting und eure Anregungen beim Stammtisch haben mir bei der Rede sehr geholfen!
Am Mittwoch, dem WDST selbst, war ich echt nervös. Auf der Arbeit gab es noch viel zu erledigen, das Familientreffen musste noch vorbereitet werden und mit meiner Rede war ich noch nicht fertig. Mittags ging es dann mit der Bahn nach Brüssel.
Vor dem Parlament sind wir zum Glück abgeholt worden. Durch die Sicherheitskontrolle und schon war man in einer anderen Welt. Lauter Hosenanzüge, Fernsehkameras auf den Fluren, viele Schilder als Wegweiser und doch war es verwirrend. Erst der Blick durch das Bullauge in den großen Sitzungsaal offenbarte mir einen bekannten Anblick (aus dem Fernsehen).
Was mich sehr beeindruckte, dass der WDST überall präsent war: Poster-Aktionen in jedem Schaukasten, davon gibt im Parlamentsgebäude einige und eine Fotoausstellung in einem der Foyers. In der „Micky Maus Bar“, eine ziemlich bunt möblierte Cafeteria, die man auch nicht direkt dort erwartet, übernahmen Menschen mit Down Syndrom den Service. Außerdem habe ich einige bunte/unterschiedliche Sockenpaar auf den Fluren gesehen (auch eine Aktion die darauf aufmerksam machen sollte dass es ’normal ist verschieden zu sein‘ ;). Zusätzlich zu unserer Konferenz am Nachmittag gab es auch vormittags bereits einen Austausch mit verschieden Wissenschaftlern zum Thema.
Das Programm
Die Begrüßung durch Arne Gericke (MPA) und Anthea McIntyre (MEP EMPL). Eine Rede von Helga Stevens (MEP). Dinka Vukovic, European Down Syndrom Association, hielt einen Vortag darüber wie unterschiedlich inklusive Bildung in der EU aussieht. Die vorgetragenen Ergebnisse stammten aus einer Befragung der Mitglieder der EDSA (European Down’s Syndrome Association). Es gibt demnach Länder in der EU, da ist Inklusion vollkommen unbekannt, für unsere Kinder gäbe es dort nur die Förderschule. Andere Länder, wie Italien, haben überhaupt keine parallelen Schulsysteme: alle besuchen die „Regelschule“. Deutschland zählt zu den Ländern mit gemischtem System. Es gibt Länder mit viel Inklusions-Erfahrung und einige mit wenig. Auch Dinka Vukovic findet, dass es durchaus Erfolgsmodelle in der EU gibt, die es Wert sind in andere Länder übertragen zu werden, aber keiner kennt sie. Es zeigte sich außerdem, dass Länder mit inklusivem Bildungssystem auch einen inklusiven Arbeitsmarkt haben. Was Grund zur Hoffnung gibt, dass ein Umdenken auch hier in Deutschland stattfinden kann – irgendwann.
Sehr emotional und wirklich mutig war der Vortag von Antje! Sie hat einen ihrer Beiträge vorgelesen. Auch ich kann mich noch daran erinnern wie mir so etwas ähnliches passierte und was mir im Nachhinein durch den Kopf ging. Und ich weiß noch genau wie oft wir uns darüber ausgetauscht haben, dass wir genau in diesen Situationen keine passende Antwort parat haben, sondern total baff sind. Der Beitrag ist wirklich lesenswert, ihr findet ihn hier.
Monika Plump-Bleck zeigt in ein paar Bilder ihre Arbeit. In ein paar Wochen wird sie ihre Fotoausstellung im Straßburger Parlament zeigen. Ihre Werke findet ihr hier.
Was ich selbst an dem Tag gesagt habe möchte ich euch auch nicht vorenthalten. Leider bin ich nicht der Typ, der sich gesamte Reden vorschreibt, dann wäre dies jetzt eine Leichtes. Aber eigentlich findet sich alles hier irgendwo in dem Blog, den ich natürlich vorgestellt haben. Zudem haben wir im Nachgang mit Arne Gericke eine Pressemitteilung abgestimmt. Sobald wir dürfen, findet ihr sie hier zum nachlesen.
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